"Die große Stadt der Engel" – oder aber: Bangkok


"Die große Stadt der Engel" – so heißt Bangkok offiziell. Der offizielle Name, den wir Bangkok verpasst haben, ist "große Stadt der Überforderung". Als wir nach einem ruhigen Nachtflug leider beide völlig erkältet in Bangkok ankamen, begannen wir schon den ersten Fehler: wie ließen uns von einer "netten Dame" anquatschen und zu einem Taxi bringen, dass uns zu einem Wucherpreis in unser Hotel brachte. Den Wucherpreis haben wir erst während der Fahrt in den Euro umgerechnet und erst im Hotel angekommen, las ich im Reiseführer "auf gaaaar keinen Fall am Flughafen von netten Damen anquatschen lassen – die bringen einen zu illegalen, maßlos überteuerten Geistertaxis der Bangkoker Taxi-Mafia". Ups! Mein Reiseführer empfiehlt außerdem am Flughafen zwei Stockwerke nach unten zu fahren und dort eines der öffentlichen Taxen zu nehmen. Hier also schon mein erster Tipp für euch: Nicht mit netten Damen mitgehen. Naja, das nächste Mal dann...



Als wir dann in unserem wirklich grandiosen Hotel direkt am Chao Phraya Fluss (Millennium Hilton klick) angekommen waren, mussten wir uns einfach erst Mal hinlegen. Wir beide sind nicht unbedingt mit der Fähigkeit gesegnet, im Flugzeug schlafen zu können und das wir uns erkältet hatten und demnach völlig schlapp waren, erwähnte ich ja bereits. Gegen 18 Uhr machten wir uns dann auf die Suche nach etwas essbarem – wir wollten schließlich die Stadt aufsaugen und nicht nur im Hotel dinieren. Da begannen wir den zweiten Fehler: Wir gingen am Haupteingang raus und standen mitten in einem Ghetto. Ich sage euch: dieser erste Abend in Bangkok gehört mit zu den schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Ich hatte lächerlicherweise die ganze Zeit den Satz "Bangkok hat ihn jetzt" aus Hangover 2 im Kopf und wirlich Angst davor, dass wir uns verlaufen und nicht mehr zurück finden. Wir sind nämlich auf einem Markt gelandet, auf dem man nirgendwo ein englisches Wort oder auch nur einen Touristen gesehen hat. Alle Schilder auf Thai, in den Garküchen Tiere auf dem Grill, die ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe und von denen ich mir auch nicht sicher bin, ob sie wirklich verzehrbar waren. Hier also mein zweiter Tipp für euch: Falls ihr jemals im Millennium Hilton Bangkok übernachtet, geht auf keinen Fall zum Haupteingang raus, sondern nehmt den Ausgang zum (kostenlosen) Shuttle-Boat und fahrt auf die andere Flussseite zur Rivercity. Ich gestehe: wir waren kein einziges Mal dort. Naja, das nächste Mal dann...


Wenn man einen Tempel besuchen möchte, muss man in Bangkok in der Regel nicht lange suchen. Wir haben wirklich sehr viele beeindruckende Tempel gesehen und natürlich haben wir uns auch den 45 Meter langen und 15 Meter hohen, mit Goldplättchen verzierten, liegenden Buddha im Wat Po angeschaut. Hier ist übrigens mein dritter Tipp, den wir selbst von einem Bekannten bekommen haben und der im Nachhinein wirklich Gold wert war: rund um alle Sehenswürdigkeiten wird man ständig von "seeehr netten Leuten" angesprochen, die einem nach einer kurzen, netten Plauderei irgendwelche Lügengeschichten auftischen. Vor dem Wat Po zum Beispiel zeigte der nette Herr auf die kurze Hose meines Mannes und meinte, er dürfe erst ab 15 Uhr mit kurzen Hosen in den Tempel, aber in den zwei Stunden Wartezeit würde er uns ganz billig mit seinem Tuktuk zu einem anderen Tempel fahren. Diese Tuktuk-Fahrten bieten diese Herren deshalb so günstig an, weil sie einen schnurstracks in eine Firma fahren, in der man dann unsanft zum Kauf animiert wird – der Tuktuk-Fahrer erhält dann eine Provision und nicht selten reagieren diese Fahrer ziemlich böse, wenn man sich weigert, etwas zu kaufen. Wir haben Leute auf unserer Reise kennengelernt, die mitten im Nirgendwo von so einem Fahrer aus dem Tuktuk geworfen und stehen gelassen wurden... diese Erfahrung blieb uns Gott sei Dank erspart. Achso, und wir sind ohne Probleme vor 15 Uhr mit kurzer Hose in den Wat Po gekommen – so viel dazu...

Vom Wat Po kann man in ca. 20 Minuten zum Grand Palace laufen – auf dem Weg dorthin sollte man sich auch auf keinen Fall anquatschen lassen. Wir haben ungefähr zehn Mal gehört, der Grand Palace sei heute wegen einer buddhistischen Veranstaltung geschlossen. Wenn man sich nicht beirren lässt und dann endlich am Haupteingang ankommt, verkünden Lautsprecher, man solle niemandem rund um das Gelände vertrauen. Der Grand Palace hätte jeden Tag geöffnet und man kann sich im Inneren gegen Pfand Kleidung leihen. In den Grand Palace kommt man nämlich tatsächlich nur mit langen Hosen und bedeckten Schultern. Nachdem wir uns mit passender Kleidung eingedeckt hatten, fiel uns dann auf, dass unser Bargeld nicht mehr für den Eintritt von 800 Baht (rund 20 Euro) reichte, da wir so viel bei dem Klamotten-Verleih gelassen haben... Also: kein Grand Palace, Klamotten wieder zurückgeben und weiter geht´s. Erst später kam mir der Gedanke, dass wir morgens mit 3000 Baht aus dem Hotel gegangen sind und uns fiel auf, dass wir die zwei Tausender im Geldbeutel einfach übersehen hatten. Naja, das nächste Mal dann...


Vom Grand Palace kann man für einen knappen Euro (immer handeln!) mit dem Tuktuk zur Khao San Road fahren. Die fanden wir wirklich sehr sehenswert – dort haben wir jede Menge Mango und Ananas gegessen und uns an einer Garküche super leckeres, sehr günstiges Pad Thai (gebratene Nudeln) mit Garnelen schmecken lassen. Allgemein haben wir die Erfahrung gemacht, dass man in Thailand sehr günstig und trotzdem sehr gut essen kann und andersrum sehr teuer und dafür überhaupt nicht gut essen kann. Bei den kleinen Garküchen am Straßenrand sieht man eben gleich auf den ersten Blick, was verarbeitet wird und da wo alles frisch aussah und es gut gerochen hat, konnte man auch ohne Probleme essen. Beim nächsten Bangkok-Versuch würden wir auf jeden Fall auch mal abends in die Backpacker-Straße schauen – da sind wir dieses Mal leider nicht dazu gekommen.



An unserem letzten Tag in Bangkok fuhren wir mit der Skytrain zum Chatuchak Weekend Markt. Erwähnenswert finde ich, wie einfach es ist, mit der Skytrain zu fahren – man hat eigentlich überhaupt keine Chance, sich zu verfahren, da alles ganz wunderbar ausgeschildert ist. Ach, natürlich fing uns auch dieses Mal jemand an der Station ab – "ooooh, total schade, aber der Chatuchak Markt ist heute überschwemmt und deshalb geschlossen... kommt mit, ich zeig euch was tolles stattdessen" Wir: "Äääh, nein danke, wir fahren da trotzdem mal hin.". Beim Markt angekomen, war natürlich von einer Überschwemmung weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen fanden wir ALLES, was man irgendwie zu Geld machen konnte: Tausende Essenstände, kleine Welpen und Kampfhähne, Blumen, Kleidung, Schuhe, Etageren und Tortenplatten (Ich war zutiefst traurig, dass ich den Stand nicht leerkaufen konnte) – einfach ALLES! Beim nächsten Mal würde ich einen ganzen Tag Chatuchak einplanen, aber wir wollten uns noch Einkaufszentren anschauen und sind deshalb nach knapp zwei Stunden weitergezogen.



Leider hatten wir bei unseren ausgewählten Einkaufszentren etwas Pech. Das Siam Paragon lag direkt an der Skytrain-Haltestelle, an der wir umsteigen mussten, war aber ein abolutes Luxus-Kaufhaus. Neben den bekannten Luxus-Designern, deren Produkte nicht unbedingt aus unserer Reisekasse bezahlt werden konnten, gab es allerdings noch einen H&M mit Türstehern, für den man sogar Schlange stehen musste, um hereinzukommen. Erwähnenswert ist allerdings die riiiiesige Foodhall im Erdgeschoss, in der man alles finden konnte, was das Herz begehrt. Nachdem wir bemerkt hatten, dass wir dort sicherlich nicht fündig werden, machten wir uns zu Fuß auf, ins ca. 15 Minuten entfernte Central World Plaza – in so einem monströsen Einkaufszentrum waren wir noch nicht und auch hier waren wir von den Massen an Läden und Menschen einfach nur überfordert. So kam es, dass das einzige, was wir uns dort kauften, zwei Donuts waren...



Wir hatten für den letzten Abend einen Tisch auf der Terrasse unsers Hotels reserviert, um dort zu Abend zu essen, deshalb mussten wir relativ früh mit der Skytrain zurück fahren, damit wir noch etwas Zeit hatten, uns ein wenig aufzuhübschen. Ich sage euch: dieses Dinner war der absolute Höhepunkt unseres Bangkok-Trips. Das Dinner war in Buffet-Form und dieses Buffet war einfach gigantisch. Ein Sushi-Meister rollte die ganze Zeit frisches Sushi – das leckerste Sushi, das wir jemals gegessen haben... Es gab ein Thai-Food-Buffet mit verschiedenen Curries und Pad Thai, Suppen und Fried Rice, Papaya-Salat, Glasnudelsalat, Seafood - ein Topf sah leckerer aus als der andere und so ließen wir das European Buffet einfach links liegen, obwohl das auch gigantisch aussah. Die absolute Völlerei kam dann aber beim Dessert-Buffet: ich war sowas von im Nachtischhimmel. Dutzende, kleine Gläschen mit dekadenten Cremes drin – ich sag nur Schokocreme mit Blattgold... Himmlische Tartes, Windbeutel mit Beerenfüllung und natürlich auch jede Menge frisches Obst. Es war der reine Wahnsinn und aboluter Food-Porn! Den monströsen (durchgehend auf 19 Grad gekühlten) Käseraum haben wir erst entdeckt, als wir beide schon aussahen wie schwanger im neunten Monat und als wirklich absolut gar nichts mehr ging.

Nach einer kurzen Pause fuhren wir hoch auf´s Dach des Hotels um den Abend bei einem Cocktail ausklingen zu lassen. Der Blick über Bangkok von der Dachterrasse aus ist wirklich spektakulär – vor allem wird er nicht durch eine Plexiglasscheibe gestört. Schaut euch mal hier klick die letzten beiden Bilder an, die zeigen die Terasse, auf der wir uns der Völlerei hingaben und die Bar, in der wir unseren letzten Abend in Bangkok verbrachten. Der Wahnsinn, oder?

Alles in allem war Bangkok überwältigend und wir haben fest vor, die Stadt nächstes Jahr wieder zu besuchen. Wegen unserer anfänglichen Erkältung, dem Kulturschock und der Überforderung haben wir einfach viel zu wenig gesehen und haben viel zu viel Zeit damit verschwendet, geschockt zu sein :)

Falls ihr noch Fragen zu einzelnen Passagen habt, fragt einfach. Ich versuche euch dann so gut ich kann, Auskunft zu geben.

Alles Liebe,
Nadine

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