Ich hatte gerade spontan eine Idee und nun sitze ich hier und versuche die richtigen Worte zu finden. Aber erst mal von vorne: vor ein paar Tagen las ich bei Stef einen anonymen Kommentar unter diesem Post, der mich ein wenig zum nachdenken brachte. Ich hoffe und denke, Stef hat nichts dagegen, dass diesen Kommentar hier zitiere und zum Anlass nehme, selbst ein bisschen über das bloggen zu philosophieren.
Also ich weiß nicht. Für mich ist und bleibt das ganze Bloggerdasein
irgendwie irreal. Sowohl die Leute, die das lesen, als auch die, die das
schreiben. Beide Seiten begeben sich doch in eine Fantasiewelt, die es
gar nicht gibt. Blogger greifen schöne (meist gestellte) Dinge heraus
und präsentieren sie so (in einem schönen Licht im wahrsten Sinne des
Wortes), dass sie anderen gefallen. Die Betrachter wiederum sitzen
(wahrscheinlich) neiderfüllt vor ihren Bildschirmen und fragen sich,
warum ihr Leben nicht genauso spannend ist. Viele von ihnen eröffnen
dann einige Zeit später, in der Hoffnung genauso viele spannende Momente
im Leben zu finden, einen eigenen Blog und verfallen damit genauso in
Selbstdarstellung, also in die Präsentation und Aufwertung der eigenen
Person, die es so aber eigentlich gar nicht gibt.
Es ist nun mal
nicht das Leben "pure Leben" einen Becher mit Joghurt und Beeren im
schönsten Licht aus der schönsten Perspektive zu fotografieren. Und es
ist auch nicht das "pure Leben" irgendwo durch eine Straße zu spazieren
oder zu schaukeln und das hinterher mit sentimentaler Musik zu
unterlegen. Ich versteh nicht, was der Sinn dahinter ist,alles mit
seinen Mitmenschen teilen zu müssen, soll das dem eigenen Leben
irgendwie mehr Sinn geben? Wenn mir das jemand kurz und gut erklären
kann, fänd ich das wirklich interessant. Ich meine das echt nicht böse,
aber ich find das Phänomen so krass, was im Internet abgeht, sowohl wie
viele Blogger es inzwischen gitb als auch wie viele Leser die haben. Ich
kann das einfach nicht verstehen. Eigentlich muss diesen Lesern doch
einfach abgrundtief langweilig sein. Warum versucht ihr nicht, euer
Leben wirklich zu genießen, statt euch an das Leben anderer zu hängen??
Geht raus, schaut euch die Welt an. Aber bitte nicht mit dem
Hintergedanken, was andere interessieren könnte oder wie ihr besonders
gut da steht. Anna
Ich muss sagen, sie hat ein bisschen Recht. Hätte mir jemand vor zwei Jahren erzählt, dass ich mein Mittagessen eines Tages besonders hübsch anrichte, um es danach auf Instagram zu posten, ich hätte den Sinn dahinter garantiert nicht erkannt. Hätte mir jemand am Anfang meines Bloggerdaseins erzählt, dass ich mal ein ganzes (wenn auch sehr laienhaftes) Foto-Set aufbaue, um meine Cupcakes (hier wahlweise Pasta, Quiches, Torten etc. einsetzen) zu fotografieren und mir auf dem Flohmarkt einzelne, hübsche Vintage-Tellerchen zu kaufen und diese Props nennen werde – ich hätte das für total bescheuert gehalten. Aber genau das mache ich nun. Ich jage geblümten Tellerchen hinterher und verteile Parmesanbrösel rund um meinen Pasta-Teller, weil ich finde, dass das auf dem Foto hübsch aussieht. Genauso überlege ich mir zu jedem Post ein Konzept, damit zum Schluss alles schön zusammenpasst. Und ich muss sagen, ich finde das gut. Mir macht das großen Spaß und warum sollte ich es denn dann nicht tun? Mir zum Beispiel erschließt sich "der Sinn" von Fußball nicht so ganz. Klar, Bewegung ist wichtig und dafür ist es ja auch ok. Aber warum genau kann man vom Fußballspielen reich werden? Eben! Versteh ich nicht, ergibt für mich keinen Sinn, ärgere ich mich nicht darüber und denke auch nicht weiter darüber nach. Ich finde nicht, dass alles einen Sinn machen muss – ich finde nicht, dass man alles hinterfragen muss und ich werde weiterhin (gleich heute Mittag) mein Essen hübsch anrichten, möglichst hübsch fotografieren und euch dann zeigen. Jeder, der sich die Fotos gerne anschaut, ist dann herzlich eingeladen, sich die Bilder anzusehen.
Das bloggen ist (m)ein Hobby und so wie andere eben Zeit und Geld in ihre Lieblingsbeschäftigung stecken, investiere ich in diesen Blog. Er lenkt mich ab, wenn es mir im Leben 1.0 gerade mal nicht so gut geht und bringt mich zum Strahlen, wenn ich sehe, wie viele Leute ich inspirieren kann. Natürlich ist hier nicht immer alles "echt". Fotos lügen. Sie zeigen das, was in den Bildausschnitt passt. Das Chaos, das hier (leider) oft herrscht, die völlig ausgeleierte Jogginghose, die ich beim fotografieren trage, die Wäscheberge, die hier irgendwann die Herrschaft an sich reißen werden und das Geschirr, das sich in der Küche stapelt – das zeige ich euch natürlich nicht. Warum auch? Jeder Mensch versucht doch möglichst gut auf andere zu wirken. Egal ob hier im Internet oder draußen im "wahren Leben". Oder geht jemand von euch Tag für Tag ungekämmt vor die Tür, obwohl das ja der natürliche, unverfälschte Zustand wäre?
Ich persönlich mag kreative, inspirierte und inspirierende Menschen, die für etwas brennen sehr sehr gerne. Wenn ich mir also das kommentierte Video von Stef anschaue, dann denke ich nicht eine Sekunde daran, dass diese vier dieses Video gedreht haben, um besonders gut vor ihren Lesern dazustehen. Ich denke, dass diese vier eine wunderbare, inspirierende Zeit zusammen hatten, die sie in ein paar Szenen festgehalten und sich so eine großartige Erinnerung geschaffen haben.
Was sagt ihr denn dazu? Wie seht ihr das? Ihr seid eingeladen, eure Meinung zum bloggen hier unter diesem Post zu beschreiben und ich bin sehr gespannt, wie ihr das seht.
Habt es schön!
Nadine
Mir ist es wichtig zu betonen, dass dieser Artikel in keiner Weise
zickig oder aufmüpfig gemeint ist – ich habe versucht, einfach das, was
mir in den Kopf kam, aufzuschreiben und möchte niemanden (auch nicht die
Verfasserin des Kommentars) angreifen.