Es passiert ganz schleichend, aber plötzlich ist man als Blogger
perfektionistisch. Man investiert Stunden in die Zubereitung und das
Styling der essbaren Models, man entscheidet sich für einen der vielen
verschiedenen Hintergründe, die man im Laufe der Zeit angesammelt hat,
sucht DEN perfekt passenden Teller aus, DIE eine Serviette, die man wie
zufällig an den Teller drapiert und überlegt, ob nun ein abgebrochenes
Stück Baguette oder ein kleines Blumensträußchen besser in den
Hintergrund passt. Ich kann nur für mich sprechen, aber am Ende eines
Shootings bin ich dann doch nie zufrieden.
Der eine Baguette-Krümel hätte besser fünf Zentimeter links hingepasst
(an dieser Stelle möchte ich Photoshop ganz lieb grüßen). Dass das eine
Blümchen aus dem Sträußchen im Hintergrund schon ganz minimal welk ist,
fällt erst auf, wenn alle Fotos im Kasten und die Models längst
(zumindest teilweise) Geschichte sind. Ich bemerke, dass ich zwar 158
Fotos vom Set gemacht habe, aber wieder ein Mal 153 davon eigentlich
ziemlich gleich aussehen.
Das bedeutet für mich Stress. Manchmal habe ich eine tolle Idee im Kopf
und traue mich nicht so recht an die Umsetzung ran, weil ich Bammel
habe, dass ich danach unzufrieden bin. Bescheuert, oder? Dazu kommt,
dass Zeit im Moment ein unglaublich wertvolles Gut für mich ist und ich
es mir nicht leisten kann, Stunden in ein Set zu investieren, dass es
danach nicht auf den Blog schafft. Das ist durchaus schon vorgekommen...
Wo bleibt da der Spaß? Genau jetzt war es für mich Zeit, die Notbremse
zu ziehen, zu entschleunigen. Druck rauszunehmen.
Es killt nämlich jegliche Kreativität, wenn man sich von Ängsten lähmen
lässt. Und zur Selbst-Therapie veröffentliche ich heute sehr spontan Schnappschüsse
der kleinen Burger-Party, die wir gestern mit Freunden gemacht
haben. Wir haben zusammen fluffige Brioches gebacken,
Zwiebel-Balsamico-Marmelade eingekocht, Rindfleisch selbst gewolft und
zu Patties geformt, Kartoffeln in Pommes verwandelt, Schinken knusprig
rösten lassen und mittags um 14 Uhr die erste von einigen Flaschen Rosé aufgemacht.
Ich hab spontan ein paar Fotos gemacht und auf
Instagram fragten einige von euch nach den Rezepten. Die Summe daraus
ist, dass ich mich heute einfach mal überwinde und euch komplett
ungestellte Fotos zeige. Zur Selbst-Therapie quasi! Der ungestylte, aber
verdammt leckere Burger auf unserem Alltagsgeschirr ohne drapierte Serviette und ohne Besteck mit Patina. Selbst ein hübsches Fähnchen am Spieß, der das Bauwerk zusammenhält, sucht man vergeblich und mit einem hübschen Holzkohlegrill, der vor einem Bokeh aus saftigem Gartengrün steht, kann ich auch nicht dienen. Aber ein Kontaktgrill vor Gewürzen und Ölflaschen in einer Zwergenküche ist auch ziemlich sexy, wenn ein saftiger Patty aus purem Rindfleisch seine Farbe von rot zu Röstaromen-braun wechselt. Ich zeige euch heute einfach mal die Realität. Ohne Druck, aber triefend vor schönen Erinnerungen an diesen
wunderbaren Tag mit diesen Lieblingsmenschen...
Brioche Buns
Rezept aus dem Buch 'Burger – Homemade Fast Food' aus dem Hölker Verlag
Zutaten für zwölf Stück
600 g Weizenmehl
50 g Zucker
12 g Salz
20 g frische Hefe
40 ml lauwarmes Wasser
fünf Eier + ein Eigelb
250 g weiche Butter
zwei Esslöffel Sahne
Das Mehl, den Zucker, und das Salz in einer Rührschüssel vermischen und mit den Händen eine Mulde in die Mitte formen. Die Hefe ins Wasser bröseln, auflösen, dann in die Mulde schütten, mit etwas Mehl vom Rand verrühren, mit einem Geschirrhandtuch abdecken und etwa 15 Minuten gehen lassen. In der Zwischenzeit die fünf Eier in einer Schüssel verquirlen und dann zum Teig geben, mit den Knethaken des Handrührgeräts oder der Küchenmaschine verkneten, die Butter währenddessen in Stücken zugeben und alles etwa fünf Minuten zu einem geschmeidigen Teig kneten. Mit einem Geschirrhandtuch abgedeckt etwa zwei Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen und dann über Nacht (abgedeckt) in den Kühlschrank stellen.
Den Teig etwa zwei Stunden vor dem Essen in zwölf Portionen a 90 Gramm teilen, rund formen und für ca. eine bis 1,5 Stunden abgedeckt auf einem gefetteten Backblech gehen lassen. Den Backofen auf 200°C (Ober- und Unterhitze) vorheizen, das Eigelb mit der Sahne verquirlen und die Teiglinge damit bestreichen. Die Ofentemperatur auf 180°C reduzieren und die Brioches etwa 20 bis 25 Minuten backen, bis sie goldbraun werden.
Burger mit Büffelmozzarella, Tomate, Rucola, Balsamico-Zwiebel-Marmelade und knusprigem Serrano-Schinken
Zutaten für acht Stück
acht Brioche Buns
ein Kilo Rindfleisch (wer einen Fleischwolf hat) oder Rinderhack
acht Scheiben Serrano-Schinken
zwei Hände voll Rucola
zwei Tomaten
zwei Kugeln Büffelmozzarella
Balsamico-Zwiebel-Marmelade (machen wir immer nach dem Rezept aus dem Kuriositätenladen)
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
Thymian
Das Rindfleisch vor dem wolfen mit Salz, Pfeffer und etwas Thymian würzen und das Hackfleisch dann in acht Portionen a 125 g teilen, zu Patties formen und kühl stellen. Den Serrano-Schinken für etwa zehn Minuten bei 200° C im Ofen backen, bis er knusprig wird – das funktioniert wunderbar auch auf Kartoffeln. Den Rucola waschen und trocken schleudern, die restlichen Zutaten in Scheiben schneiden. Das Fleisch beidseitig mit wenig Öl bepinseln und entweder auf dem Kontaktgrill oder in einer Pfanne von beiden Seiten eine bis 1,5 Minuten scharf anbraten. Aus allen Zutaten einen Burger bauen – Foto schießen und stolz auf Instagram oder wahlweise Facebook posten.
Ich hoffe nun inständig, dass ich meine spontane ungestylte Trotzreaktion mir und meiner Perfektion gegenüber nicht morgen schon wieder bereue und freue mich ganz ehrlich heute schon auf die nächsten Versuche aus dem Burger-Buch. Das eignet sich ziemlich gut als Mitbringsel für den Lieblingsmann – ich hab die Geschenkidee mal selbstlos für euch getestet und empfehle sie uneingeschränkt weiter.
Habt es schön!
Nadine
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Ach, und noch etwas: Selbstverständlich hätte ich den Fleck, den die Balsamico-Zwiebel-Marmelade da auf meinem Teller hinterlassen hat, wegretuschieren können. Wollte ich aber nicht. ;)
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